Wertstromanalyse für Unternehmen: Definition, Gründe & Beispiele
Lean Prozesse optimieren Jun 17, 2025 1:45:34 PM Thomas Kremer

In Zeiten zunehmender Komplexität und wachsender Kundenerwartungen wird die Optimierung von Produktions- und Dienstleistungsprozessen zur Pflicht. Unternehmen müssen nicht nur schnell, sondern auch effizient und flexibel agieren. Genau hier setzt die Wertstromanalyse an – ein bewährtes Werkzeug aus der Lean Production, mit dem sich Verbesserungspotenziale systematisch identifizieren lassen.
Als Spezialist für Prozessoptimierung, Lean Management und Lean Production begleitet b-k-p Consulting Unternehmen auf dem Weg zu schlanken und stabilen Prozessen. In diesem Artikel zeigen wir, wie eine Wertstromanalyse abläuft und welchen konkreten Nutzen sie bringt.
Restrukturierung ist kein Kriseninstrument, sondern ein wirksames Werkzeug, um Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen. In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, was hinter dem Begriff steckt, welche fünf Gründe für eine Restrukturierung sprechen – und wie erfolgreiche Praxisbeispiele aussehen.
Was ist der Wertstrom?
Der Wertstrom ist der gesamte Ablauf von Aktivitäten – sowohl wertschöpfend als auch nicht-wertschöpfend –, die notwendig sind, um ein Produkt oder eine Dienstleistung vom Kundenauftrag bis zur Auslieferung zu bringen.
Er umfasst:
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Materialfluss (z. B. Rohmaterial → Fertigung → Montage → Versand)
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Informationsfluss (z. B. Bestellung → Produktionsplanung → Rückmeldung)
📌 Einfach gesagt: Der Wertstrom ist der Weg, den ein Produkt und seine zugehörigen Informationen durch das Unternehmen nehmen, um beim Kunden anzukommen.
Beispiele für Elemente im Wertstrom:
Elementart | Beispiel |
---|---|
Wertschöpfend | Montage eines Bauteils, Verpackung, Qualitätsprüfung |
Nicht-wertschöpfend (aber notwendig) | Transport, Rüsten, Planung, Verwaltung |
Reine Verschwendung | Wartezeiten, Überproduktion, Nacharbeit, unnötiger Transport |

🎯 Ziel der Wertstromanalyse:
Den Wertstrom sichtbar machen, Verschwendungen identifizieren und den Produktionsprozess so gestalten, dass möglichst viel Zeit wirklich Wert erzeugt – also das, wofür der Kunde bereit ist zu zahlen.
„Verschwendung zu sehen ist der erste Schritt zur Beseitigung von Verschwendung.“
- Thomas Kremer, b-k-p Consulting
Was ist eine Wertstromanalyse?
Die Wertstromanalyse ist eine Methode zur Visualisierung und Analyse aller Aktivitäten, die notwendig sind, um ein Produkt oder eine Dienstleistung vom Kundenauftrag bis zur Auslieferung zu bringen. Sie umfasst sowohl Material- als auch Informationsflüsse und macht Verschwendung sichtbar – also alles, was keine direkte Wertschöpfung erzeugt.
Ziel ist es, den Ist-Zustand des Prozesses transparent darzustellen, Engpässe und Ineffizienzen aufzudecken und daraus einen Soll-Zustand zu entwickeln. Die Methode stammt ursprünglich aus dem Toyota Production System und ist ein zentrales Element der Lean-Philosophie.
Vorteile der Wertstromanalyse: Sechs gute Gründe
1. Ganzheitlicher Überblick über Prozesse
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Erfasst Material- und Informationsflüsse im gesamten Ablauf
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Verbindet alle Prozessschritte zu einem durchgängigen Bild
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Vermeidet „Abteilungsdenken“
2. Schnelles Erkennen von Verschwendung
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Macht nicht-wertschöpfende Tätigkeiten sichtbar (z. B. Wartezeiten, Transport, Überproduktion)
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Identifiziert Engpässe und Verzögerungen
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Zeigt doppelte Arbeit, unnötige Wege, Informationsbrüche
3. Transparenz und einheitliches Verständnis
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Visuelle Darstellung (Value Stream Map) ist leicht verständlich
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Fördert Kommunikation und Abstimmung zwischen Abteilungen
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Baut Verständnis für den Gesamtprozess bei Mitarbeitenden auf
4. Konkrete Grundlage für Verbesserungen
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Liefert belastbare Daten (z. B. Taktzeiten, Bestände, Durchlaufzeit)
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Grundlage für Soll-Zustand und Umsetzungsplan
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Zeigt, wo mit geringem Aufwand große Wirkung erzielt werden kann
5. Steigerung von Effizienz und Kundennutzen
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Reduzierung von Durchlaufzeiten und Beständen
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Verbesserung der Liefertreue
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Höhere Qualität und Prozessstabilität
6. Einbindung und Aktivierung der Mitarbeitenden
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Mitarbeitende werden in die Analyse einbezogen (Gemba-Prinzip)
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Fördert Ownership und Veränderungsbereitschaft
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Stärkt das Verständnis für Lean Thinking
🎯 Gründe, eine Wertstromanalyse durchzuführen
Grund | Beschreibung |
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Ineffiziente Abläufe | Wenn Durchlaufzeit, Kosten oder Qualität nicht zufriedenstellen |
Mangelnde Transparenz | Wenn niemand genau weiß, wie der Gesamtprozess funktioniert |
Prozessübergreifende Probleme | Wenn viele Abteilungen beteiligt sind und es zu Schnittstellenproblemen kommt |
Digitalisierungsvorhaben | Wenn man Prozesse zuerst verstehen muss, bevor man sie digitalisiert |
Lean-Einführung | Als Startpunkt für kontinuierliche Verbesserung (KVP, Kaizen) |
Veränderungsdruck | Wenn Markt, Kunden oder Lieferketten sich schnell verändern |
Wann ist eine Wertstromanalyse sinnvoll?
Dienstleistung ganzheitlich verstehen und verbessern willst – nicht nur einzelne Arbeitsschritte. Sie bringt besonders großen Nutzen in komplexen Abläufen, in denen sich Verschwendung leicht versteckt.
✅ Typische Situationen, in denen eine Wertstromanalyse sinnvoll ist:
- Lange Durchlaufzeiten: Wenn Aufträge, Produkte oder Informationen „zu lange unterwegs“ sind, ohne echten Mehrwert zu schaffen.
- Hohe Bestände / Materialüberhänge: Wenn Zwischenlager, Puffer oder Nacharbeitsplätze wachsen und niemand so genau weiß, warum.
- Unklare Prozessverantwortlichkeiten: Wenn Prozesse über viele Abteilungen laufen und es keine einheitliche Sicht gibt.
- Medienbrüche und ineffiziente Informationsflüsse: Wenn Informationen manuell weitergegeben, mehrfach erfasst oder falsch interpretiert werden.
- Komplexität durch hohe Variantenvielfalt: Wenn Produkte oder Dienstleistungen stark kundenindividuell sind und Standardprozesse an ihre Grenzen kommen.
- Häufige Nacharbeiten oder Qualitätsschwankungen: Wenn viele Fehler entstehen, weil der Gesamtprozess nicht abgestimmt ist.
- Einführung von Lean Production oder Digitalisierung: Die Wertstromanalyse hilft, gezielt dort anzusetzen, wo Digitalisierung oder Lean-Ansätze wirklich Wirkung zeigen.
🎯 Auch sinnvoll bei:
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Reorganisation von Abläufen oder Werkslayouts
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Vorbereitung auf Investitionen (z. B. neue Maschinen, IT-Systeme)
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Change-Projekten zur Mitarbeitereinbindung
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Startpunkt für kontinuierliche Verbesserungsprozesse (KVP)
„Wenn du ein Problem nicht beschreiben kannst, dann verstehst du es nicht.“
- W. Edwards Deming, Qualitätsmanagement-Pionier
Wie funktioniert eine Wertstromanalyse (Value Stream Mapping / VSM)?
Die Durchführung einer Wertstromanalyse (engl. Value Stream Mapping, kurz VSM) funktioniert in mehreren strukturierten Schritten. Ziel ist es, alle Prozesse – sowohl Materialflüsse als auch Informationsflüsse – zu visualisieren und Verschwendungaufzudecken, um daraus einen optimierten Soll-Prozess zu entwickeln.
Hier ist der typische Ablauf einer Wertstromanalyse:
🔍 1. Auswahl des Produkts bzw. Prozesses
Zuerst wird ein Produkt oder eine Produktfamilie ausgewählt, deren Wertstrom untersucht werden soll. Wichtig: Es sollte ein klar abgegrenzter Prozess sein – von Kundenauftrag bis zur Auslieferung.
📝 2. Erfassung des Ist-Zustands
Dies ist der wichtigste und aufwendigste Schritt. Ziel ist es, ein vollständiges Bild des aktuellen Ablaufs zu erhalten:
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Beobachtung vor Ort (Gemba): direkte Prozessbegehung in der Produktion oder im Büro
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Erhebung von Daten: z. B. Taktzeiten, Rüstzeiten, Bestände, Ausschuss, Transportwege
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Darstellung als Wertstromdiagramm: mit Symbolen für Prozesse, Lager, Informationen, Zeiten etc.
Am Ende entsteht eine grafische Darstellung des Ist-Zustands, die zeigt:
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Welche Prozessschritte es gibt
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Wie Material und Informationen fließen
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Wo sich Verschwendung verbirgt
🔍 3. Analyse des Ist-Zustands
Nun werden Schwachstellen und Verbesserungspotenziale identifiziert. Typische Problemfelder:
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Überproduktion
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Hohe Bestände
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Lange Wartezeiten
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Medienbrüche in der Kommunikation
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Unklare Verantwortlichkeiten
Diese werden nach Lean-Prinzipien analysiert (z. B. Muda – Verschwendung, Mura – Unausgeglichenheit, Muri – Überlastung).
🎯 4. Entwicklung des Soll-Zustands
Jetzt wird ein Zielbild entworfen: Ein idealer Wertstrom, bei dem Prozesse synchronisiert, verschwendungsarm und kundenorientiert ablaufen.
Typische Maßnahmen:
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Einführung eines Taktprinzips
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Umstellung auf One-Piece-Flow
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Supermarkt-/Kanban-Systeme
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Digitalisierung der Auftragssteuerung
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Reorganisation des Layouts
📆 5. Erstellung eines Umsetzungsplans
Die Maßnahmen werden priorisiert und in einen realistischen Verbesserungsplan überführt – oft in Form eines Kaizen-Plans mit Verantwortlichkeiten und Terminen.
🔁 6. Umsetzung und kontinuierliche Verbesserung
Die Verbesserungen werden umgesetzt – idealerweise gemeinsam mit den Mitarbeitenden. Dabei gilt:
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Kleine Schritte (Kaizen) sind oft wirksamer als ein großer Umbau.
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Regelmäßige Erfolgskontrollen helfen beim Nachsteuern.
-
Der neue Wertstrom wird zum Standard und bildet die Basis für die nächste Optimierung.
📌 Beispielhafte Anwendung der Wertstromanalyse
In einem typischen Produktionsumfeld mit hoher Variantenvielfalt und manuell geplanter Vormontage lassen sich die Auswirkungen ineffizienter Prozesse besonders gut beobachten: hohe Durchlaufzeiten, große Zwischenbestände und unklare Informationsflüsse.
Ist-Aufnahme
Im Rahmen einer Wertstromanalyse wurde der aktuelle Zustand systematisch erfasst:
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Beobachtung der Prozesskette in der Vormontage
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Erhebung von Takt- und Rüstzeiten, Beständen und Informationswegen
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Visualisierung als Wertstromdiagramm
Dabei wurden typische Schwachstellen sichtbar:
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Lange Wartezeiten zwischen einzelnen Prozessschritten
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Mehrfache Materialbewegungen aufgrund ungünstiger Layoutstruktur
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Medienbrüche in der Auftragskommunikation
Soll-Konzept
Im nächsten Schritt wurde ein Soll-Zustand entwickelt, unter anderem mit folgenden Ansätzen:
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Glättung des Auftragsvolumens über ein Heijunka-Board
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Einführung eines kontinuierlichen Materialflusses (One-Piece-Flow)
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Anpassung der Arbeitsplatzanordnung
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Digitale Unterstützung für Planung und Rückmeldung
Erste Ergebnisse nach Umsetzung
Nach Einführung der Maßnahmen konnten folgende Effekte beobachtet werden:
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Die Durchlaufzeit sank um ca. 40 %
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Zwischenbestände wurden deutlich reduziert
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Mitarbeitende konnten durch klare Abläufe effizienter arbeiten
🔎 ARBEITSPLATZANALYSE ALS ERGÄNZUNG ZUR WERTSTROMANALYSE
Während die Wertstromanalyse den Gesamtprozess betrachtet und Material- sowie Informationsflüsse sichtbar macht, geht die Arbeitsplatzanalyse gezielt auf die Gestaltung und Effizienz einzelner Arbeitsplätze ein. Beide Methoden ergänzen sich ideal, um nicht nur Prozesse, sondern auch deren unmittelbare Umsetzung vor Ort zu verbessern.
🎯 Ziel der Arbeitsplatzanalyse:
Die Arbeitsplatzanalyse hat das Ziel, ergonomische, organisatorische und technische Optimierungspotenziale am konkreten Arbeitsplatz zu identifizieren. Sie stellt sicher, dass Mitarbeitende unter optimalen Bedingungen arbeiten können – effizient, sicher und ohne Verschwendung.
🛠 Typische Fragestellungen bei der Arbeitsplatzanalyse:
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Wie sind Werkzeuge, Materialien und Informationen angeordnet?
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Welche Wege legt der Mitarbeitende während der Arbeit zurück?
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Gibt es wiederholte Bewegungen, Umwege oder unnötige Handgriffe?
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Sind Arbeitshilfsmittel ergonomisch und funktional sinnvoll gestaltet?
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Wie fließt die Arbeit zwischen benachbarten Arbeitsplätzen?
🔄 Verbindung zur Wertstromanalyse:
In der Praxis werden bei der Ist-Aufnahme im Rahmen der Wertstromanalyse oft erste Hinweise auf Arbeitsplatzprobleme sichtbar – etwa durch:
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lange Rüstzeiten
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häufige Unterbrechungen
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Such- und Greifzeiten
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oder unnötige Bewegungen
Eine gezielte Arbeitsplatzanalyse vertieft diese Beobachtungen und liefert die Basis für konkrete Verbesserungsmaßnahmen wie:
✅ Redesign der Arbeitsplatzanordnung nach 5S-Prinzipien
✅ Einführung standardisierter Abläufe (Standard Work)
✅ Reduzierung von Suchzeiten durch visuelles Management
✅ Ergonomische Verbesserungen zur Vermeidung von Belastungen
Rolle von b-k-p Consulting
b-k-p Consulting begleitet Unternehmen entlang des gesamten Wertstromanalyse-Prozesses – von der Aufnahme des Ist-Zustands über die Entwicklung des Soll-Zustands bis hin zur Umsetzung. Dabei liegt der Fokus nicht nur auf der Methode, sondern vor allem auf der nachhaltigen Veränderung im Unternehmen.
Durch Workshops, Coaching und Schulungen werden Mitarbeitende eingebunden und befähigt, die neuen Prozesse aktiv mitzugestalten. So entstehen nicht nur bessere Prozesse, sondern auch ein neues Prozessbewusstsein in der Organisation.
Fazit
Die Wertstromanalyse ist ein unverzichtbares Werkzeug für alle, die ihre Prozesse ganzheitlich verbessern wollen. Sie schafft Klarheit, deckt Schwachstellen auf und bietet eine konkrete Grundlage für Verbesserungen.
Mit der Erfahrung und Expertise von b-k-p Consulting wird die Wertstromanalyse zum Startpunkt für nachhaltige Effizienzsteigerung und mehr Wettbewerbsfähigkeit.
👉 Ihr Unternehmen steht vor ähnlichen Herausforderungen?
Lassen Sie uns in einem unverbindlichen Gespräch klären, wo Ihre Hebel für Effizienz, Wachstum und Zukunftssicherheit liegen.

Thomas Kremer
Thomas Kremer ist Gründer und geschäftsführender Partner der Managementberatung b-k-p. Seit über zwei Jahrzehnten begleitet er Unternehmen erfolgreich bei strategischen und operativen Transformationsprozessen. Als Präsident des renommierten Wirtschaftsclubs Rhein-Main e.V. lebt er seine Leidenschaft für Netzwerkaufbau und den Austausch auf Augenhöhe.